Irrungen und Wirrungen

Beim Lesen fragte ich mich immer wieder: Soll das das Werk des Mannes sein, der in den achtziger Jahren den Cyberspace entwarf? Mit diesen Zukunftsvisionen hat William Gibson eindeutig nicht mehr viel zu tun. Nicht aufgrund der Tatsache, dass seine Romane inzwischen in der Gegenwart spielen, sondern aufgrund der Tatsache, dass Gibson zu einer eigenwilligen Ausgestaltung seines Romanes neigt. Sein Konzept für Systemneustart lautete wohl: Inhaltliche Verworrenheit. Egal wann. Egal wie. Egal wo. Am Besten ständig.

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Liebe am Rande

Die Idee, einen Blogeintrag über die Liebesgeschichte in William Gibsons „Systemneustart“ zu schreiben, kam, als ich mir einige Kommentare auf dem Blog durchlas. So schrieb „Elenakoe“ unter den Eintrag „Was soll das“ Folgendes: „[…] Dafür, dass Gibsons Roman groß als Wirtschafts-Thriller angekündigt wurde, sind die Spannungsbögen ziemlich flach, was sich zum Ende sogar verschlimmert. Und Sätze wie „und [sie] küsste ihn noch ein wenig mehr, bis sie gleichzeitig lachten und weinten, und dann führte eins zum anderen“ (S. 438), toppen selbst die Twilight-Romantik.“. Doch was stellt die Liebe in Gibsons neuem Werk dar und vor allem: wie setzt er sie um? Mehr von diesem Beitrag lesen

Bigend, die Bisamratte

Gibson scheint ein Herz für Tiere zu haben, so tauchen vermehrt Vierbeiner, wie ein (ausgestopftes) Frettchen im Fahrstuhl, ein Pinguin als Drohne, der gute alte Laubfrosch und blaue Ameisen auf. Doch auf ein Tier möcht ich ein ganz besonderes Augenmerk richten: Bigend, die Bisamratte – wenn es nach Heidis und Hollis These geht. Diese sind der Meinung, dass die französische Übersetzung für Bigend „Bisamratte“ bedeutet und ein Beweis für seine Vorliebe sein könnte. Die richtige französische Bezeichnung für die Bisamratte ist zwar eine andere, nämlich „rat musqué“ oder „ondatra“, jedoch spielt dies keine  Rolle, so oder so lässt sich gut mit diesem Tierchen arbeiten, denn: Mehr von diesem Beitrag lesen

„Soldaten in Mode-Nöten“

Der freie Journalist Oskar Piegsa hat für Spiegel-Online einen kurzen Text über William Gibsons Systemneustart geschrieben. Mit spezifischem Blickwinkel hat er das Buch scharf kommentiert. Die Rezension erschien am 08.06.2011. Ein Auszug findet sich unter Stimmen. Den Volltext finden Sie hier.

Kultband gesucht – The Curfew

„The Curfew“, die Kultband der frühen 90er- William Gibson entwirft ein Bandportrait, bei dem man sich ständig fragt, an wen erinnert mich das?

Die punkige, alternative Rockband „The Curfew“ – also zu deutsch in etwa „Die Sperrstunde“ – , die sich aus den „kreativen Pseudonymen“ Reg Inchmale, Hollis Henry und Heidi Hyde rekrutiert, hat es in Gibsons Trilogie zu wahrer Berühmtheit geschafft. Nun ja – eigentlich ist da nur noch der Glanz vergangener Jahre. Aus der weltbekannten Sängerin Hollis Henry, welcher auf dem Höhepunkt des Banderfolges sogar die Ehre zuteil wurde, von Anton Corbiijn abgelichtet zu werden- dem Anton Corbijn– ist eine alternde Rocksängerin geworden, deren Antlitz nun „antike“ Poster schmückt. Heidi Hyde versucht sich an den Mann zu bringen und Reg Inchmale feiert sich wohl vor allem selbst als Produzent.

„The Curfew“ hat ihren Betrieb eingestellt, geblieben scheint nur der Kater der „wilden“ Jahre. Das ist vielen Kultbands so ergangen, und eifrig rätselt die Gibson-Fan-Gemeinde, wer hier als Vorbild auf der Bühne gestanden hat. Eine Vermutung, es könne sich zum Beispiel um The Reivers handeln oder wo möglich gar um Joy Division mit weiblicher Besetzung und in die 90er gebeamt.

William Gibson verrät nicht, an wen er gedacht hat – wahrscheinlich inspirierte ihn einfach seine Plattensammlung. Man munkelt allerdings schon, dass darin Joy Division mehrfach vertreten sei. Eine heiße Spur?

Markenfetischismus

Als Fetischismus bezeichnet man, laut Wikipedia die „Verehrung bestimmter Gegenstände im Glauben an übernatürliche Eigenschaften“ oder auch „eine Form der Sexualität, die sich auf bestimmte Gegenstände richtet“. Wenn wir dies nun mit dem Wort Marken kombinieren, sollte dies so zu verstehen sein, dass Produktmarken besonders verehrt werden, die sexuelle Komponente mag es auch geben, ist aber an diesem Fall nicht relevant. Mehr von diesem Beitrag lesen

„Der Kommunismus der Dinge“

Auf taz.de ist ein längerer Artikel zu Systemneustart erschienen, zwar mit einem merkwürdigen Titel aber mit interessantem Inhalt. Ein Auszug findet sich unter Stimmen, der volle Text hier.

Auf der dunklen Seite

Alles ganz schön zwielichtig in William Gibsons Systemneustart und vielleicht würde sich so mancher Leser wünschen, ein Reboot könnte etwas mehr Helligkeit hinter Plot und Personal werfen. Aber überall wimmelt es nur so von Verschwörungstheorien und dunklen Gestalten, die sich nicht wirklich offenbaren möchten. Und letztlich wartet hinter jeder Ecke das mögliche Big-End oder vielmehr der Bigend, ein wahrer Antiheld, bei dem nie geklärt scheint, auf welcher Seite er eigentlich steht. Alles schwebt irgendwo zwischen Recht und Unrecht und mit Hubertus Bigend zeigt sich ein Charakter, den man auch in einem Mafia-Thriller antreffen könnte.
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Gibson und das Militär

Eine ehemalige Sängerin einer Rockband und ein Ex-Junkie begeben sich auf die Suche nach der Geheimmarke Gabriel Hounds, hinter der sich mehr verbirgt als zuvor angenommen wurde. Immer wieder wird dabei das Militär und dessen Einflüsse in das Blickfeld des Lesers gerückt. So ist nicht nur die männliche Straßenkleidung vom Militär bzw. dessen Design geprägt, sondern auch einzelne Charaktere, die in ihrer Vergangenheit eine Verbindung zum Wehrdienst aufweisen. Mehr von diesem Beitrag lesen

Was soll das?

Den Geboten der Höflichkeit folgend, beginne ich nicht sofort mit dem Kritisieren, sondern stelle lieber heraus, was Gibson in meinen Augen am besten gelungen ist: der Anfang – das Schrecklichste ist das Beste. Konfusion, Personengewirr, Fach- und Markenbegriffe aus der Gegenwarts-Zukunft, dieses beständige what-the-hell-is Mehr von diesem Beitrag lesen