Stimmen

Gibson hat in der Verklammerung des Überkommenen mit dem Futuristischen eine Form des Thrillers hervorgebracht, die alles Geläufige locker überfliegt: weil sie so bislang noch nicht Gedachtes als vollkommen naheliegend, logisch und dabei bestechend raffiniert erscheinen lässt, während das gute alte Herz sein Recht zugleich ebenso selbstverständlich behauptet.

Frauke Meyer-Gosau in Literaturen (Heft 102, Juli/August 2011)

Über Sinn und Unsinn von Kriegen denken diese Menschen nicht mehr nach, sondern darüber, wie man das Militär so effektiv vermarkten kann, dass solche Fragen überflüssig werden.

Das Ergebnis ist eine bittere Satire auf den Kulturkapitalismus und sicher nicht Gibsons bestes Buch, denn so wie das „hippe Wissen“ hier eine komplizierte Angelegenheit ist, wird auch der Plot immer zerfaserter. Aber mit komplexen Welten umzugehen, das dürfte man als Gibson-Leser gewohnt sein.

spiegel.de (08.06.2011)

Gibson ist der Dichter der Dinge. Er versteht, wie wichtig sie für die Menschen sind.
Sein neues Buch ist der letzte Teil der Blue-Ant-Trilogie. Die kniet sich tief hinein in unsere Gegenwart, die bekanntlich von einem hochtourig laufenden Kapitalismus und einer religiös anmutenden Warenverehrung geprägt ist. Jede einzelne Konsumentscheidung bedeutet uns und unseren Facebook-Freunden, also der Gesellschaft, irgendwas. Wir drücken unsere Wünsche und Ambitionen durch den Erwerb von Hosen, Autos, Möbeln, Gadgets und Kinderwagen aus.

Gibsons deutsche Übersetzer, Hannes und Sara Riffel, haben dafür das schöne Wort „ausrüstungsgeil“ geprägt.

Was bedeutet also die um sich greifende Ausrüstungsgeilheit […]? Ist sie Symptom eines neuen Konsumentenbewusstseins, das den ausgeleierten Billigbullshit, den übercodierten Designerquatsch satthat? Oder ist es doch nur der gute alte Warenfetischismus in besonders raffiniertem Gewand?

taz (6.6.2011)

Die Zeiten verschwimmen, die Zukunft ist kein abgegrenzter, ferner Projektionsraum mehr wie in den früheren Büchern. Man sieht jetzt dabei zu, wie die Gegenwart zugleich in die Vergangenheit rutscht und sich in Zukunft verwandelt. (…) Und wer mit „Systemneustart“ einsteigt, der möchte die Vorgänger sowieso gleich anschließend lesen.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (22.5.2011)

In Gibsons Portrait der Gegenwart sind Gut und Böse nicht voneinander zu unterscheiden. (…)Verschwörungstheoretiker dürften an ‚Systemneustart‘ jedenfalls ihre helle Freude haben, aber auch alte Fans von Gibsons Science-Fiction dürften mit diesem Buch auf ihre Kosten kommen.

Excite.de (6.5.2011)

Als einer von uns stellt Gibson sich diesmal die Frage: Was ist der wesentlicher Bedarf eines Menschen? Wenn man heutzutage über Kleidung spricht, meint er etwas sich erwärmen zu können; oder eine Möglichkeit, die Grenze zum Unmöglich aufzuheben?

Vice Versa (7.4.2011)

Instead of making alien futures familiar, these stories show us the familiar present in an alien light.

Maud Newton (22.9.2010)

Gibson used to write about an imagined future; now he writes about a half-imagined, half-real present in which it is almost impossible to tell the difference between what is real and what is imagined.

New York Times (12.9.2010)

Worse still is the attention lavished on Apple hardware throughout the book. Gibson used to be a master at inventing names for corporate behemoths manufacturing barely imaginable pieces of futuristic kit: now, his hi-tech has all become iTech.

The Guardian (12.9.2010)

„Zero History“ boasts an occasionally far-fetched frivolity and a greater lightness than some of Gibson’s other novels. But if the plot seems a tad weightless at times (and not just because of floating penguins), the book proves momentous in other ways.

Washington Post (10.9.2010)

Starting with Pattern Recognition, Gibson’s writing has been less in the future, closer and closer to the present. Zero History, you might say, takes place at time that is only 17 minutes from now.

100 Words on… (9.9.2010)

From recession-proof military contractors cool-hunting secret, weaponized brands to “gear queers,” viral iPhones and Twitter darknets, William Gibson’s new novel Zero History examines the 21st century’s techno-cultural fetishes with a deceptively simple directive: The future is now.

Wired.com (7.9.2010)

In typical Gibson fashion, the tension builds incrementally through 87 well-plotted chapters of disorienting strangeness. (…) Remarkably, it isn’t necessary to know the previous novels to appreciate „Zero History.“ That seems to be the point. „Zero history“ means having no past, no depth. Certainly, the world’s goods counted up in the novel have a more certain and cataloged provenance than any of the characters.

OregonLive.com (4.9.2010)

A review of William Gibson’s fascinating new novel „Zero History,“ which again takes readers to a recent past that feels as if it’s just about to happen. In his two previous post-science fiction books, Gibson wrote with passionate detachment about how people fetishize certain objects and ideas: films, secrets, songs, computers.

The Seattle Times (4.9.2010)

Gibson’s characterisation still has a frustrating tendency to fall back on sci-fi clichés. The women are without exception noirish femmes fatales, always on the verge of peeling off their military leathers to sleep with Milgrim, the recovering-addict anti-hero, himself an obvious archetype.

The Telegraph (2.9.2010)

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